Im zweiten und dritten Lebensjahr lernen Kinder in der Regel, die Funktion ihrer Harnblase zu beherrschen. Diese Entwicklung kann sich aber deutlich verzögern, so dass die betroffenen Kinder bis in die Grundschulzeit hinein Probleme mit unfreiwilligem Harnabgang tagsüber und dem nächtlichen Wasserlassen, dem so genannten Bettnässen haben
Das Wasserlassen ist eine bewusste Handlung. Zuerst filtern die Nieren das Blut und produzieren dadurch Urin, eine Mischung aus Wasser und Abfallstoffen, der dann durch die Harnleiter zur Blase fließt. Wenn diese gefüllt ist spürt man das Bedürfnis zum Wasserlassen auf die Toilette zu gehen.
Die Schließmuskeln der Blase und die Muskulatur des Beckenbodens verhindern einen unfreiwilligen Abgang des Urins. Wenn diese Muskulatur bewusst über das Nervensystem gelöst wird, ist das Harnlassen möglich. Wenn die Blase geleert ist, aktivieren sich die Schließmuskeln und die Muskulatur des Beckenbodens wieder.
Damit die Schlafphase nicht dadurch gestört wird stellt der Organismus einen Botenstoff her, der die Harnproduktion in der Nacht herunterfährt. Wenn dieser noch nicht ausreichend produziert wird, müssten die Kinder auch in der Nacht auf die Toilette. Durch den tiefen Schlaf nehmen sie die Signale der Harnblase nicht wahr und es kommt zum unfreiwilligen nächtlichen Harnabgang.
Das Problem ist weiter verbreitet als man denkt, da es häufig nicht thematisiert wird, so ist ungefähr jedes zehnte Kind zwischen vier und elf Jahren davon betroffen. In Einzelfällen tritt dies bis zum jungen Erwachsenenalter auf.
Die Ursachen für die Unfähigkeit, den Urin tags oder nachts nicht halten zu können sind in der körperlichen und psychischen Ebene zu finden. In den meisten Fällen ist eine Entwicklungsverzögerung oder auch Reifestörung die Ursache. Ehemalige Frühchen oder Mangelgeburten sind häufig davon betroffen. Auch bei Kindern können die Symptome einer "Reizblase" auftreten. Durch Stress, Kummer und belastende Erlebnisse kann ein Teufelskreislauf entstehen.
Kinder, die bereits trocken waren, können auf Veränderungen in der Familie (wie neues Geschwisterkind, Trennung der Eltern), auf Schulprobleme oder einen Umzug mit erneutem Bettnässen reagieren.
Die betroffenen Kinder und ihre Eltern stehen unter einem hohen Druck. Schuldgefühle, Vorwürfe und Strafen machen das Bettnässen zu einem schwerwiegenden Problem und führen zur seelischen Belastung.
Der Weg der betroffenen Familien führt meist über die Klingelhose zu Medikamenten und zur Psychotherapie. Die Aufklärung über die möglichen Auslöser und die Häufigkeit des Problems wirkt auf die Eltern entlastend. Eine Spiel- oder auch Gesprächstherapie kann das Selbstwertgefühl des Kindes wieder steigern und die klassische homöopathische Behandlung alle Symptome, die persönliche Vorgeschichte und das soziale Umfeld mit einbeziehen.