Susanne, geboren 26. September 1980
Psoriasis (familiäre Disposition), Depressionen, Panikattacken mit Schlafstörung
Aus dem Fragebogen:
Die Schwangerschaft verlief normal. Die Geburt war schwierig und die
Austreibungsphase dauerte über zwei Stunden, da Susanne im Geburtskanal stecken blieb. Dadurch kann man annehmen, dass die Geburt für das Mädchen einen traumatischen Lebensbeginn darstellte. Sie wurde bis zum neunten Lebensmonat gestillt und war bis auf die anfänglichen Blähungskoliken ein unkompliziertes Baby. Susanne wurde gegen Polio, Diphterie und Tetanus geimpft und gegen Ende des 1. Lebensjahres bekam sie häufige Bronchitiden und Durchfall und schon im 2. Lebensjahr die ersten Herpesbläschen.
Sehr früh wurde eine motorische Verzögerung festgestellt, Susanne ist nie gekrabbelt und erst mit 16 Monaten gelaufen. Sie ist ein so genannter Ambidexter, d.h. sie ist beidhändig veranlagt, die linke Hand nützt sie mehr für die Grobmotorik, die rechte Hand für die Feinmotorik.
Im Kleinkindesalter hatte sie häufige Mittelohrentzündungen, eitrige Mandelentzündungen, Bronchitiden und Lungenentzündungen. Als Kinderkrankheiten hatte sie Masern, Scharlach und Windpocken. Sie hatte schon kurz nach der Geburt Milchschorf, der hartnäckig bis ins Schulalter blieb.
Sie hat häufig kalte Füße und ein großes Wärmebedürfnis. Sie ist sehr geräuschempfindlich und kann oft nur mit Oropax einschlafen. Als Kind konnte sie sehr schlecht einschlafen und hatte im Halbschlaf viele Träume, die ihr Angst machten. Sie braucht bis heute frische Luft beim Schlafen und deckt häufig die Füße wegen heißer Fußsohlen auf.
Susanne verträgt keine Enge am Hals und in engen Räumen leidet sie unter Platzangst. Wenn man auf ihre Geburt zurückblickt, ist es gut vorstellbar, dass dies durch das lange Steckenbleiben und die Enge im Geburtskanal ausgelöst wurde. Viele Menschen die bei der Geburt die Nabelschnur um den Hals hatten, ertragen oft zeitlebens keinen Rollkragen oder enge Ketten.
Susanne ist kurzsichtig und hat eine chronische Pupillenerweiterung. In der Pubertät trug sie eine Zahnspange wegen fehlender Backenzähne.
In anstrengenden Situationen hatte sie schon als Kind häufig Nasenbluten. Dies kennt sie bis heute. Ebenso die Herpesbläschen auf der rechten Ober- und Unterlippe, die durch Aufregung und psychischen Stress ausgelöst werden. Nachts hat sie in diesen Situationen verstärkt Speichelfluss und knirscht mit den Zähnen, so dass morgens oft ihr Kopfkissen nass ist.
Bei Überlastung reagiert ihr Körper auch gerne mit rezidiv. eitrigen Anginen, die mit brennenden Halsschmerzen, Schluck- und Atembeschwerden durch Engegefühl einhergehen. Ihre Lymphdrüsen am Hals sind fast immer schmerzhaft geschwollen.
Wenn der Stress zu viel wird, besonders zu der Zeit unserer Erstanamnese war sie in der Vorbereitungszeit für ihre Abiturprüfung, bekommt sie stechende, pulsierende Kopfschmerzen die von der Stirn über den gesamten Kopf ausstrahlen. Der Körper sucht sich also verschiedene Ventile mit Überlastung zu Recht zu kommen.
Sie hat großes Verlangen nach salzigen Speisen, Fleisch, Butter, Milch und Süßigkeiten. Fisch lehnt sie ab, fette und schwere Speisen verträgt sie nicht, sie bekommt Magenschmerzen.
Sie leidet häufig unter Blähbauch und hat krampfende Schmerzen im Nabelbereich und im Unterbauch. Blähungsabgang bessert meist die Schmerzen. Als Kind hatte sie öfters Würmer.
Sie liebt die Sonne, das Meer und das Salzwasser.
Susanne hat eine Psoriasis punctata auf der Kopfhaut, am Hals und auf der rechten Backe. Im Alter von acht Jahren wurden ihr mehrere Warzen auf den Innenseiten der Oberschenkel weggeätzt. Ihre Haut ist insgesamt sehr trocken und empfindlich.
Ihre erste Periode hatte sie mit 14 Jahren vergleichsweise spät. Die monatliche Blutung wird von starken, krampfartigen Bauchschmerzen begleitet.
Im Fragebogen wurde im Abschnitt Gemüt nur angekreuzt, dass Susanne erregbar ist und zu depressiver Verstimmung neigt, so war ich auf unser erstes Gespräch sehr gespannt.
Anamnesegespräch am 29. November 1999
Susanne war ein schmales junges Mädchen, mit blasser Gesichtsfarbe die durch rötlich gefärbte Haare noch verstärkt wurde. Sie machte auf mich einen schüchternen und verschlossenen Eindruck.
Ich erkundigte mich, was ihrer Auffassung nach für unsere Behandlung am wichtigsten sei. Die Antwort platzte förmlich heraus. Die meisten Sorgen bereitete ihr die Veranlagung zur Psoriasis und zwar weniger auf Grund der eigenen Symptomatik, sondern die Angst vor der Ausbreitung auf den gesamten Körper wie bei ihrer Tante belastete sie am meisten.
Susanne hatte bisher nur auf der Kopfhaut und am Hals größere, auf der rechten Backe jedoch kleinere juckende, schuppende Stellen, die sie sich auch öfters wund bis blutig gekratzt hatte, insbesondere in anstrengenden Situationen.
Die Erkrankung ihrer Tante (der Schwester des Vaters) und deren Tod, den Susanne und auch die Familie im Zusammenhang mit der Psoriasis gesehen hat, löste bei Susanne 1992 im Alter von 12 Jahren eine schwere Depression mit Angstattacken und Schlafstörungen aus.
Susanne konnte nur sehr schwer über diese Zeit reden und es war spürbar, dass sie im Rückblick noch immer von diesen Ängsten und Vorstellungen gequält wurde.
Der Tod ihrer Tante löste bei ihr massive Ängste vor dem Tod und vor dieser Krankheit aus. Sie konnte abends nicht einschlafen, war starr wie gelähmt und konnte oft nicht einmal ihre Eltern zu Hilfe rufen. Sie hatte das Gefühl verrückt zu werden und hat die Panik im Kopf empfunden. Ihre Eltern saßen oft stundenlang bei ihr am Bett und konnten sie nicht alleine lassen. Susanne hatte panische Angst davor einzuschlafen, weil sie die Vorstellung hatte nie mehr aufzuwachen. Das Einschlafen war schon immer ihr Problem gewesen, der Kontrollverlust hatte ihr massive Probleme bereitet und im Halbschlaf hatte sie schon als kleines Kind beängstigende Träume.
Zu dieser Zeit wurden jedoch die Schlafstörung und die Alpträume so extrem, dass das Familienleben darunter litt und Susanne auch tagsüber große Probleme in der Schule und mit ihren Freunden hatte.
Vorher war sie eher der Klassenclown gewesen, oft überdreht mit vielen Ideen und sehr beliebt. Susanne verlor ihr Selbstbewusstsein, zog sich immer mehr zurück und zeigte fast authistische Züge.
Zu dieser Zeit entwickelte sich ihre Psoriasis und verstärkte natürlich ihre Ängste. Ebenso entwickelte sich die Neigung zu eitriger Angina mit ständig geschwollenen Lymphdrüsen und Engegefühl.
Die Kopfschmerzen wurden ebenfalls die letzten Jahre deutlich stärker. Susanne konnte sich auf Nachfrage an einen Autounfall und eine Platzwunde an der Stirn! erinnern. Im Rückblick ist die Geburt, mit der stundenlangen Gewalteinwirkung auf den Kopf, sicherlich mit einzubeziehen.
Auf Ängste angesprochen, die sie außer der konkreten Furcht vor Krankheit und Tod belasten oder belastet haben, sprach die Angst vor Dunkelheit, besonders beim Einschlafen und vor Hunden an. Sie hat noch immer großes Heimweh, hängt sehr an ihren Eltern und hat Angst sie zu verlieren, besonders der hohe Blutdruck des Vaters macht ihr große Sorgen.
Behandlungsbeginn am 2. Dezember 1999
Susanne hat als erstes Mittel Natrium muriaticum LM 18 bekommen.
Erste Rückmeldung am 16. Januar 2000
Susanne konnte deutlich besser einschlafen, auch wenn sie alleine im Haus war, und wurde kaum mehr von Alpträumen geweckt. Übelkeit und Bauchschmerzen waren deutlich vermindert. Dafür war die Schuppenflechte am Kopf verschlimmert, jedoch ohne Juckreiz.
Rückmeldung am 20. Mai 2000
Am Ende der ersten Flasche kehrten die Bauchschmerzen latent zurück. Die Psoriasis am Kopf war vollkommen verschwunden. Sie hatte jedoch in einer Stressphase (Abiturzeit) normale Kopfschuppen bekommen, die ich als Entlastung unter Anspannung sehe. Den Schlaf und die Ängste sprach Susanne von sich aus nicht an. Auf Nachfrage bestätigte sie mir, dass sie „super“ schlafen könne, und das trotz der Prüfungszeit!
Weiter mit Natrium muriaticum in der LM 30.
Am Ende dieser Flasche kamen wiederum die Schuppen leicht zurück. Allgemeinbefinden und Schlaf super.
Danach folgte eine Behandlungspause von 6 Wochen. Susanne bekam im Anschluss nochmals Natrium muriaticum diesmal in der C 30 und nach 4 Wochen in der C 200.
Susanne hat sich psychisch stabilisiert, die Ängste und der Schlaf sind kein Thema mehr. Wenn sie unter Anspannung ist, holt sich ihr Körper immer wieder mal das Ventil der Schuppen zu Hilfe. Die Psoriasis selber ist rückläufig geblieben.
Akute Behandlung am 31.Januar 2003
Susanne meldete sich nach längerer Zeit wieder bei mir. Sie klagte über entzündete Mandeln, ekligem Mundgeruch und Geschmack und geschwollene Lymphknoten. Zudem "arbeitete" die Schuppenflechte seit langem einmal wieder und zudem quälte sie Durchfall und Blähbauch. Ich wählte Mercurius solubilis in der LM 12. Alle Symptome gingen in kürzester Zeit zurück und auch psychisch fühlte sie sich sehr wohl.
Mercurius wurde jetzt zum Konstitutionsmittel, das sie bis Anfang April 2003 einnahm. Susanne hatte mittlerweile ein Lehramtsstudium begonnen und war von zuhause ausgezogen.